Kleiner Überblick

Montag, 2. November 2015

Pop-Musik von heute - Ein Armutszeugnis

Wie das Konzept von Angebot und Nachfrage funktioniert, weiß doch jeder, oder? Wenn nein, dann erkläre ich es in Kürze mal: Man bietet ein Produkt zu einem bestimmten Preis an (Angebot) und je größer das Interesse seitens der Gesellschaft an diesem Produkt ist (Nachfrage), desto öfter wird das Produkt produziert und desto höher wird sein Wert. Tritt das Gegenteil auf, verschwindet das Produkt (schlimmstenfalls) aus dem Markt.
Auf (kommerzielle) Kunst kann man dieses Prinzip genauso anwenden: Ist eine bestimmte Sorte von Film beliebt, wird noch mehr davon produziert (aktuelles Beispiel: Marvel). Wird ein Buch ein Bestseller, werden ähnliche Bücher mit Hoffnung auf ähnlichen Erfolg auf den Markt gebracht. Dass dieses Prinzip auch für Musik gilt, sollte auch klar sein. Darüber will ich mich auch nicht aufregen. Das ist der natürliche Ablauf der Dinge. Was mich aber aufregt, ist der immer niedriger werdende Anspruch, den wir bezüglicher heutiger Popmusik haben. Schaut euch mal die Charts an: Was sind überwiegend die Themen der beliebtesten Songs? Was fällt euch auf? Genau, den meisten Songs geht es vor allem um eines: den blinden Hedonismus. Egal ob in Form von Ficken (nicht Liebe machen, ficken!), Party machen, Saufen oder einfach nur blind die Probleme der Welt oder die eigenen Probleme ausblenden. Ein Freund von mir behauptete mal, Nihilismus und Hedonismus seien die einzig legitimen Lebensstile und ich befürchte, er ist keine Ausnahme. Wir Menschen wollen nur noch blind genießen, genießen und noch mal genießen.
Eines vorweg: Ich verlange nicht, dass zeitgenössliche Popmusik überwiegend vom Leid und Hunger auf der Welt handelt (auch wenn es ziemlich wünschenswert wäre), aber was ich vermisse, sind Gefühle: Liebe war einst ein Wort, das in der zeitgenösslichen Popmusik groß geschrieben wurde, heutzutage - befürchte ich - gilt sie dort als verpönt, ergo: gilt sie in der modernen Gesellschaft als verpönt. Wieso eigentlich? Ist die Tatsache, dass wir auf frühere Trends mit einem gewissen (Fremd-)Schamgefühl zurückblicken? Ist es der Turbokapitalismus, der uns auffordert zu funktionieren, funktionieren und nochmal zu funktionieren? Oder ist es der Umstand, dass es heutzutage kaum noch Tabuthemen gibt (was ich natürlich begrüßenswert finde)? Ich glaube, es ist von allem was. Was ich aber vor allem glaube: Wir haben aufgehört, die Liebe ernst zu nehmen. Etliche Pick-Up-Foren belegen das - und das spiegelt sich auch in der Popkultur wieder. Nicki Minaj rappt über ihren fetten Arsch, Flo Rida singt fröhlich übers Blasen, aber über die Liebe singen wenige. Eine erfreuliche Ausnahme ist Adele, deren wunderbares Hello immerhin auf Platz 1 der Spotify-Charts gelandet ist - ich befürchte aber, sie ist nur die Ausnahme von der Regel.
Ich will nichts groß fordern, ich will nicht groß zur Kulturrevolution aufrufen, aber ich möchte doch, dass wir uns von den Grenzen unserer sozialen Kälte lösen und anfangen die Liebe ernst zu nehmen. Die Ära der Hedonisten würde zwar (noch?) kein Ende nehmen, aber sie würde definitiv abflachen - was ich natürlich hoffe. Und die Popmusik wäre garantiert weit weniger ärgerlich.

PS: Wer mein Gerede jetzt kitschig findet, sollte sich fragen, wieso er das eigentlich so empfindet. Nur mal so als Denkanstoß. 

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