Kleiner Überblick

Sonntag, 1. November 2015

Fifty Shades of Steele

Vor ein paar Tagen habe ich mir den ominösen Fifty Shades of Grey angesehen und was soll ich sagen: Ich bin ziemlich verstört. Die Liebe wird dort endlos degeneriert und verstümmelt und generell ist der Film in erster Linie ein Armutszeugnis einer Gesellschaft, die für so einen Müll begeistert ins Kino strömt. Wenn dort so was wie Gefühle entstehen, dann vor allem, wenn unsere Anastasia mit Luxus, Luxus und noch mehr Luxus verwöhnt. Symptomatisch eine Szene, in der sie mit dem heißen Feger Mr. Grey überglücklich im Helikopter durch die Luft fliegt und dabei im Hintergrund das unsägliche Love me like you do zu hören ist. Was lernen wir draus? Wenn du Geld hast, kriegst du selbst die heiße Kunststudentin rum. Das würde ich ja gerne als ziemlich frauenfeindlich bezeichnen, aber Moment mal: Das wurde von Frauen erschaffen und überwiegend von dem weiblichen Teil der Weltbevölkerung gefeiert. Starker Tobak!
Mich interessiert aber was ganz anderes: Anastasia Steele. Beziehungsweise ihr - um es mal diskret zu formulieren - Interesse an Grey. Beziehungsweise die Tatsache, dass ihre Attraction kaum erklärt wird, während Greys Fetische immer und immer wieder psychologisiert werden. So als wollten die Macherinnen sein ach so krankes Sexualleben rechtfertigen (weil er so ein reicher, heißer Feger ist oder was?). Mich verstörte aber vor allem, dass Anastasia sich zu diesem ach so kranken Zeugs (trotz einiger Alibi-Zweifel) hingezogen fühlte. Immer wieder liest man aus ihrem Blick eine gewisse sexuelle Erregung ab, die ich irgendwie verstörend finde. Was mich interessiert: Wieso findet sie das so geil? Wieso erklärt der Film das nicht, wenn er sich doch alle Mühe macht, Grey zu psychologisieren? Leidet sie unter latentem Selbsthass? Unter Traumata aus der Kindheit? Oder unter was ganz anderem? Dergleichen wird nicht mal angedeutet. Der Film zeigt einfach: Sie findet das Ganze geil. Punkt. Wieso? Ist den Macherinnen egal.
Ich befürchte folgendes: Fifty Shades of Grey ist widerliche verfilmte Sex-Phantasie vom heißen Millionär, der dich mal richtig schön durchni...ähhh...auspeitscht. Der Ideologie-Kritiker in mir sagt: Eine Phantasie von der Unterwerfung gegenüber dem Kapitalismus. Wie gesagt: Ziemlich frauenfeindlich das Ganze, wäre der a) nicht von Frauen gemacht und b) bei Frauen eher unbeliebt. Was sagt das über unsere Gesellschaft aus? Ich befürchte schlimmes anhand der Tatsache, dass sich E.L. James (Autorin) und Sam Taylor-Wood (Regisseurin) zerstritten haben, weil James die Sex-Szenen nicht hart genug waren (das Ende ist in der Hinsicht also einfach nur verlogen). Es ist also zu befürchten, dass die Perversität des Films in den Nachfolgern noch konsequenter ausgelebt wird - und dass (im Falle eines ansteigenden Erfolges dieser Sequels) wir uns der Tatsache, dass mit unserer Gesellschaft etwas nicht stimmt, stellen sollen. Immerhin dieser Aspekt stimmt zuversichtlich.

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