Kleiner Überblick

Samstag, 21. November 2015

Caché - Das Bild als Gefängniszelle

Caché irritiert. Man weiß nicht, was man von dem Film halten soll. Irgendwie fragt man sich, was das ganze soll. Wieso muss ein Mensch dafür, was er als Kind getan hat, schuldig gesprochen werden? Wieso muss ein Mensch überhaupt für etwas schuldig gesprochen werden? Die wichtigste Frage aber ist: Wem sollen wir hier überhaupt glauben?
Laut Michael Haneke versuchen schlechte Regisseure ihre Unfähigkeit durch Hintergrundmusik zu kaschieren. Eine Aussage, von der ich nicht viel halte, aber darin liegt nicht der Punkt. Der Punkt liegt darin, dass Michael Haneke demzufolge das Kino als visuelles Medium begreift. Für ihn spielt in erster Linie das Gesehene eine Rolle. Nicht umsonst verzichtet er in seinen Filmen auf Hintergrundmusik (auch im Abspann). Was bedeutet das also in Zusammenhang mit Caché, einem Film, bei dem man nicht genau weiß, wie man zu dem, was man sieht stehen soll? Rückblenden erweisen sich als Träume, POV-Shots erweisen sich als Aufnahmen eines anonymen Fremden, der den Hauptcharakter terrorisiert. Der Film lügt regelmäßig. Er verheimlicht viel. Wie die Charaktere. Irgendwann glaubt man niemandem. Die einzige Sache, der man Glauben schenken kann, ist das Bild an sich, das, was zu sehen ist. Aber die Tatsache, dass ein Bild nicht alles zeigen kann, dass auch ein Bild vieles verheimlicht, verdeutlicht, dass das Kino von der Wahrheit nicht weiter entfernt sein kann. Das Bild ist pure Reduktion.
Der Film löst vor allem eines aus: Unbehagen. Unbehagen davor, dass wir nicht alles zu sehen bekommen, weil die Beschränktheit des Bildes es unmöglich macht. Das Bild ist eine Gefängniszelle. Nicht nur für den Abgebildeten, sondern auch für den Betrachter, für uns, den Zuschauer.

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